Article 1

 

Dongjo Yoo, 1991-2003

 

 

 

by Thomas Sello

 

 Please, click on the image bellow to view. 


 

 

 

Thomas Sello
( Head of Education Department, Hamburger Kunsthalle )

 

Dong-jo Yoo

Die Entfernung von Hamburg zur koreanische Zweimillionenstadt Deajeon mag vielleicht genau so weit sein wie der Weg zum Dichter Äsop, der vor über 2500 Jahren seine Tierfabeln erdichtet haben soll. Und doch scheinen sich die gewaltigen Kreise von Raum und Zeit berührt zu haben, als Dong-jo Yoo um 1996 (nach Christi Geburt) als graduierter Student der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg aus dem Fenster schaute und tief in den Eilbekkanal blickte. Bei Äsop war es ein grosser Hund mit einem Fleischbissen im Maul, der von einer Brücke aus im Wasser sein Spiegelbild erblickte und sich auf dessen Beute stürzte, die er für grösser als die eigene hielt ein. Zum Schluss waren Trugbild und die eigene Beute verloren ein Lehrstück über Dummheit und Gier.

Doch Dong-jo Yoo schaute aus dem Atelier der Klasse von Prof. Claus Böhmler nicht senkrecht ins Wasser, wie der Wolf, sondern im schrägen Winkel. Und das Wasser war nur selten spiegelglatt, dem meistens bewegte die Oberfläche eine sanfte oder auch rauhere Briese. So zeigte das Spiegelbild (nach dem physikalischen Gesetz: Einfallswinkel = Ausfallswinkel) vor allem den Himmel, die Sonne, bewegte Wolken und zu den Rändern hin Bäume, Büsche und Häuser. Das alles war der ständigen Veränderung unterworfen, je nach Wind, Wellenschlag, Tages- und Jahreszeit. Mag sein, dass eine Entenmutter auch einmal Schwimmstunde für die Küken abhielt. Vor allem aber kam es bereits im Jahre 1991 vor, dass Dong-jo, in einem Ruderboot, mit Pflanzen beladen, sich lesend vom Wind durch den Kanal treiben liess und so das Bild und sein Spiegelbild veränderte.

          DONGJO.YOO

Photo (Nach der Natur, Hamburg, 1991) from the Article of the Newspaper "Tages Zeitung, 27/01/1993"

 

DONGJO.YOO

A Scene of the Documentary Film of the Performance "Nach der Natur", Hamburg, 1991 (Filming by Prof. Mike Hentz, Produced by Mr. Michael Fessel of Gallery Villa Lupi)

 

DONGJO.YOO

 The Sound of Riverside, River Kum-gang of Gongju, 1982 -Picture from the Page 198 of Ressource Kunst by Prof. Georg Jappe, (DuMont Buchverlag Köln in 1989)

 

Damals hatte der koreanische Künstler bereits zehnjährige Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Natur gesammelt, insbesondere mit dem Wasser. Als er mit der gruppe im Jahre 1989 in Hamburg "Environment Art" ausstellte, beschloss der 37-jährige, in der Hansestadt sein Kunststudium fortzusetzen. Vielleicht hatten ihn hier die Kindheitserinnerung am Fluss Kum-Kang eingeholt. Wenigstens fand er mit den Professoren Claus Böhmler, Henning Christiansen und Mike Hentz, den Kunstwissenschaftler Gunnar Gerlach und Ludwig seyfarth, den Künstlern Harald Fincke, Gerd Stange u.a. viele Freunde, mit denen er als Performance-Künstler zusammenarbeitete. Sie machten ihm Mut und gaben neue Impulse, seine Begeisterung für Naturphäomene, insbesondere das Wasser (schon als Kind war er leidenschaftlicher Angler) mit der künstlerischen Arbeit zu verbinden. WASSER": Auf einem Holzbrett gedruckt schwamm das Wort in einer bis zum Rand gefüllten Zinkbadewanne. Es war der Beitrag von Dong-jo Yoo zur Jahresausstellung der Hamburger Kunsthochschule im Jahre 1990. Eine andere Ungebung ein anderes Ich. Früher benutzte ich für meine künstlerische Arbeit Zufallsmaterial, welches mir spontan begegnete. Nun suche ich mir die Materialien und Elemente, die meinem Temperament entsprechen".

 

DONGJO.YOO

Water is Water, Zinc Bucket, Water, Board Painted WATER in German in Pure Green Color. Fishing Line, Pulley, Inside of HfbK Hamburg, 1990

 

DONGJO.YOO

Water is Water, White Board Painted WATER in German in Red Color, Fishing Line, Outside (Canal-Eilbekkanal)of HfbK Hamburg, 1990

 

DONGJO.YOO

Water is Water, White Board Painted WATER in German in Red Color, Fishing Line, Outside (Canal-Eilbekkanal)of HfbK Hamburg, 1990

 

Mit dem Begriff der Preventiven Kunst" wurde von Dong-jo Yoo und seinen Freunden ein Programm formuliert, das den Künstler im kulturgeschichtlichen Zusammenhang definiert, seine Verbindung zu Politologen, Linguisten und Schamanen als Verbindung zu den ursprünglichen Kulturen. Nachdem er 1998 sein Studium in Hamburg mit einem weiteren Diplom abgeschlossen hatte, wurde er Dozent an der Kunsthochschule in Daejeon, wo er im Bereich Freie Kunst" die Chance hat, als Spezialist für Installationen fächerübergreifend mit Gesellschafts- und Naturwissenschaftler zusammenzuarbeiten.

 

DONGJO.YOO

Meeting for the Preventive Art with Prof. Claus Böhmler, Prof. Mike, Hentz at Dongjo's Studio, 1994

 

 

 

 

DONGJO.YOO

Seminar Performance for the Preventive Art with Prof. Claus Böhmler, Two Boats (a Boat filled about 300 Books), Desk,Lake Binnenalster, Hamburg, 2000

 

DONGJO.YOO

Article of the Newspaper "Abend Blatt 12/02/2000" about Seminar Performance for the Preventive Art with Prof. Claus Böhmler, Hamburg, 2000

 DONGJO.YOO

Performance with Prof. Henning Christiansen at the Group Performance "Binnenzucht in Qumran", Kulturverein in Harburg, 1994

 

Für Hamburg ist es eine Freude, ihn und seine Werke seitdem regelmässig wieder anzutreffen, etwa bei der Paper Art in Stormarn, 2002" oder im Sommer 2003 im Kunststück" (Galerie und Stiller Raum in Hamburg-Sternschanze). Three Kinds of Water": Durch die Enge des Raumes und die eingeschräkten Mölichkeiten für den Kunsttransport bedingt, hatte die Installation den Charakter einer flüchhtigen Skizze, wie eine Leonardozeichnung oder eine eigenhändige Studie von Rubens, die viel ergreifender sein können, als die von vielen Händen ausgefürten monumentalen Werke. So genügte es, statt der 1200 weissen Porzellanschalen, die küzlich im Museum von Daejeon zwei Monate lang gezeigt wurden, nur wenige, mit Wasser geflte blaue Pozellan zu sehen. Das Spiel mit den Spiegelbildern, beim Erproben wechselnder Standorte und durch Bodenerschütterungen oder Luftzug sich verändernder Wasserflächen, konnte auch so erfahren werden. Und zu mindest gewann man durch die Fotodokumentation der 1200 Wasserschalen mit dem Schriftbild eine Ahnung von der Langsamkeit und Vergänglichkeit dieser Arbeit, die sich durch die Verdunstung des Wassers Tag für Tag veränderte, indem die Projektion des Spiegelbildes auf der Wand bis zur Unkenntlichkeit verblasste. Eigentlich hätte die Ausstellung genau zu der Stunde enden müssen, als das Wasser in der letzten Schale verdunstet war abhängig vom Klima und den Besuchern, die vor allem durch die Atmung der Luft ständig Feuchtigkeit entnehmen oder hinzufügen. In Daejeon waren bereits nach vier Wochen alle Schalen leer, und da die Ausstellung für acht Wochen geplant war, entschied sich der Künstler, sie noch einmal zu füllen. In Hamburg dagegen waren die Pozellan auch nach zwei Wochen noch randvoll.

 

DONGJO.YOO

Three Kinds of Water 2002-2, 1200 Bowls, Water, Projector, Daejeon Municipal Museum of Art, 2002

 

DONGJO.YOO

Three Kinds of Water 2002-2, Bowls, Water, Projector, Daejeon Municipal Museum of Art, 2002

 

Eine andere Arbeit bestand aus dem Neonschriftbild der über Kopf gespiegelten und daher unlesbaren Buchstaben "a r t". Das Wort wird erst als virtuelles Bild durch die Spiegelung in drei Wassereimern erkennbar, so wie der Hund von Äsop erst durch das Spiegelbild so richtig auf den Geschmack kam. Es liesse sich hier wie dort unendlich diskutieren, welches die wirkliche und welches die scheinbare Kunst sei.

Um diesen Wechsel von Schein und Wirklichkeit geht es dann auch, wenn einmal das Schriftbild, durch die schränge Projektion auf die Wassergefässe, als Reflex der Spiegelbilder auf der Wand erscheint, während in anderen Arbeiten die Videoprojektion oder der Neonschriftzug auf der Wand erst im Spiegelbild seinen Sinn erhält, der so oder so durch die Verdunstung allmählich verschwindet.


DONGJO.YOO

art LIKES WATER, Neon in Acryl Box, Bowls, Water, Total Museum of Contemporary Art, Seoul, 2005, (Property of Daejeon Museum of Art from 2002)

 

DONGJO.YOO

art LIKES WATER 2003, Neon in Acryl Box, Bowls, Water, Kunststueck Gallery, Hamburg, 2003-c

 

DONGJO.YOO

art LIKES WATER 2003, Neon in Acryl Box, Bowls, Water, Kunststueck Gallery, Hamburg, 2003-c

 

Es war ein Stiller Raum", in dem man in Hamburg die Arbeitsskizzen bewundern und mit ihnen und dem Künstler Zwiesprache halten konnte. Gerade das Skizzenhafte vermittelte die Authentizität seiner Handschrift und den meditativen und romantischen Sinn, der während der zehn Hamburger Jahre bei Spaziergängen durch die Kunsthalle" bestärkt wurde, etwa vor dem Wanderer über dem Nebelmeer" oder dem Eismeer" von Caspar David Friedrich. Doch im gleichen Museum hat auch eine Vitrine von Joseph Beuys mit dem Titel Thermisch/plastisches Urmeter" Dong-jo's ihren Platz. Sie zeigt einen Kupferbehälter mit einem Eisenrohr Relikt der Ausstellung Skulptur im 20. Jahrhundert", die 1984 in Basel stattfand. Wie die dazugehörige Videodokumentation zeigt, strömte damals durch Erhitzung des unsichtbaren, mit Wasser gefüllten Kupferbehälters Dampf aus dem Rohr, das aus einer Mauer hervorragte. Und es entstanden Bilder, die sich, wie die Wolken, in jedem Moment veränderten, abhängig von einer Wärmequelle, Wasservorrat, Wind und Wetter bis sie als Tropfen zum Boden zurückkehrten und damit den Wasserkreislauf der Natur schlossen.
                                                                         July. 2003

 

 

 

DONGJO.YOO

 

W~PIP by Dongjo Yoo

 

 

 

 CONTACT 


Proph-Art Research Team / 460-61 Daejeong-ro, Jung-gu, Daejeon, Republic of Korea 
E-mail: whoopart@gmail.com

 


 

 

 

DONGJO YOO website Top DONGJO YOO website Top

W~PIP W~PIP

Breath on Greenland Breath on Greenland

Dream of minority Races in the Arctic Circle Dream of minority Races in the Arctic Circle

Tears of Glaciers Tears of Glaciers

The contemplative iconic image The contemplative iconic image

Finding Artistic Iindices of ~ Finding Artistic Iindices of ~

Water & Dream Water & Dream

Message of Water & About The Reason ~ Message of Water & About The Reason ~

Article 2 Article 2